Der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit hat einen Eintritt als Umweltminister in die französische Regierung ausgeschlossen. Er sei sich in einem Gespräch mit Präsident Emmanuel Macron einig gewesen, dass der Wechsel ins Umweltministerium eine "gute, aber falsche Idee" wäre, sagte der deutsch-französische Politiker und Publizist dem Sender LCI. Sie hätten beide "gemeinsam entschieden, dass ich nicht Minister sein werde".
Das Amt des Umweltministers ist seit dem Rücktritt von Ressortchef Nicolas Hulotvakant. Cohn-Bendit war in den vergangenen Tagen immer wieder als Anwärter genannt worden. Regierungssprecher Benjamin Griveaux hatte kürzlich gesagt, Cohn-Bendit müsse entscheiden, "ob er es will".
Cohn-Bendit berichtete aus seinem Gespräch mit dem Präsidenten. "Er hat mir gesagt: Wenn Du Minister bist, verlierst Du Deine Persönlichkeit. Willst Du das?" Macron habe ihm aber eine Rolle bei der Europawahl im kommenden Jahr in Aussicht gestellt.
"Rür eine ökologische Wende"
Bereits vor dem Treffen mit Macron hatte Cohn-Bendit Bedingungen formuliert: Die Regierung müsse sich "für eine ökologische Wende" einsetzen, hatte er gesagt. Der bisherige Minister Hulot hatte am Dienstag seinen Rücktritt erklärt und dies mit mangelndem Rückhalt in der Regierung bei Themen wie Klima- und Artenschutz begründet.
Cohn-Bendit forderte nun, den Abgang zum Anlass für ein "Aufbäumen" in der Umweltpolitik zu nehmen. Er und drei weitere Politiker riefen Macron auf, den Abgang als "Trampolin" für den von Hulot verkörperten Wandel zu nutzen. "Hulot ist am Eisberg des Konservatismus und der Kurzfrist-Orientierung zerbrochen", schrieben sie in einem Gastbeitrag für die Zeitung "Journal du Dimanche".
Cohn-Bendit war früher unter anderem Ko-Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Europaparlament und Stadtdezernent in Frankfurt am Main. In jungen Jahren war er einer der Anführer der Pariser Studentenproteste des Jahres 1968. Bei der französischen Präsidentschaftswahl hatte er Macrons Kandidatur unterstützt.
spiegel
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